
85 – Nur Liebe kann ihr Helfen
Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet und nach langen, fast unerträglich heißen Augusttagen regnete es endlich. Die Sonne, die die Erde ausgetrocknet hatte, wurde jetzt von schwarzen Wolken verdeckt. Blitzschnell waren sie mit Donnergrollen aufgezogen, und nun zuckten auch grelle Blitze vom Himmel, die von gewaltigem Donnerkrachen begleitet wurden.
»Es liegt was in der Luft«, hatte Antonia Laurin wenige Minuten vorher gesagt.
Kyra, die jüngste Laurin-Tochter, wich vom Fenster zurück. »Jetzt wird es auch noch hageln, Mami«, sagte sie ängstlich. »Hinten ist der Himmel ganz gelb.«
Früher hatte sie bei Gewittern immer gesagt: »Der liebe Gott zankt.« Daran dachte Antonia Laurin in diesem Augenblick. Aber ihre Kleine wurde nun auch schon älter und nachdenklicher.
»Hast du Angst, Kyra?«, fragte sie dennoch.
»Ein bisschen. Kaja und Konstantin sind noch auf dem Tennisplatz.«
»Da gibt es eine Halle, in der sie das Gewitter abwarten können. Und um Kevin brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen. Er ist bei Harald.«
»Er ist jetzt oft bei Harald«, stellte Kyra fest. »Er hat gar keine Zeit mehr für mich.«
»Sie müssen für die Nachprüfung lernen, sonst bleiben sie beide sitzen.«
»Es ist doch keine Schande, wenn man mal sitzen bleibt. Ihr würdet ihm doch nicht die Ohren langziehen, oder?«
»Wir nicht, aber Kevin will ja nicht sitzen bleiben.«
»Er war aber nicht faul.«
»Liebling, das wissen wir doch«, sagte Antonia zärtlich, »und wir machen ihm keinen Vorwurf, wenn er die Klasse wiederholen muss. Aber er möchte doch in dieser Klassengemeinschaft bleiben – wie Harald auch. Und Haralds Eltern haben nicht soviel Verständnis wie wir.«
Und dann stand