
77 – Stiefschwestern liebt man nicht!
Sandra Rüschegg war eine charmante, temperamentvolle Frau, vierzig Jahre jung. Ja, man musste sie als jung bezeichnen, denn vierzig Jahre hätte ihr niemand abgenommen, und erst recht nicht eine erwachsene Tochter.
Dr. Leon Laurin kannte sie seit Jahren. Bernhard Rüschegg, Sandras Mann, war vor sieben Jahren an einem Gehirntumor gestorben.
Sie ließ sich regelmäßig untersuchen, doch sie war eine kerngesunde, sehr vitale Frau, die ihr Leben so meisterte, dass sie von ihren vermögenden Schwiegereltern nicht abhängig war. Dafür nahm sie es sogar in Kauf, dass ihre Tochter Patricia von den Großeltern erzogen wurde. Sandra mochte ihre Schwiegereltern, und es gab eigentlich keinerlei Differenzen zwischen ihnen. Jobst und Bertine Rüschegg waren ihrer schönen Schwiegertochter unendlich dankbar, dass sie ihnen das Kind ließ, da sie den Tod des einzigen Sohnes nicht verwinden konnten.
Sandra hatte mit Bernhard eine glückliche Ehe geführt. Seine Krankheit und sein früher Tod hatten ihr einen schweren Schock versetzt. Er war in der Prof.-Kayser-Klinik gestorben, und dann waren es die Ärzte Dr. Eckart Sternberg und Dr. Leon Laurin gewesen, die sie aufgerüttelt hatten. Sandra hätte niemals andere Ärzte konsultiert.
Schlank, schön und schick kam sie auch an diesem Vormittag in die Prof.-Kayser-Klinik gewirbelt. Anders konnte man es nicht bezeichnen.
Moni Hillenberg, Dr. Laurins Sekretärin, gleichzeitig auch die junge Ehefrau des Assistenzarztes von der chirurgischen Station, freute sich immer, wenn Sandra kam, und das gewiss nicht nur deshalb, weil Sandra ihr immer ein hübsches Geschenk mitbrachte.
Sie nahm sich die Freiheit, Dr. Sternberg mit dem Vornamen anzureden, und auch Dr. Laurin genoss diesen Vorzug. Tatsächlich