
76 – Unsere Liebe darf nicht sein
Es war noch keine zehn Minuten her, seit die schwangere junge Frau in die Prof.-Kayser-Klinik gebracht worden war. Auf der Straße war sie zusammengebrochen.
»Ulrike soll sofort die Blutgruppe bestimmen«, sagte Dr. Laurin. »Wenn man den werdenden Müttern doch nur beibringen könnte, den Mutterpass immer bei sich zu tragen!«
Schwester Marie eilte mit der Kanüle davon. Dr. Lars Petersen betrachtete die Ohnmächtige, die äußerst armselig gekleidet war.
»Vielleicht hat sie keinen Mutterpass«, sagte er nachdenklich. »Dann wollen wir mal sehen, was sich da noch machen lässt.«
Ob arm oder reich, in der Prof.-Kayser-Klinik fragte man nicht danach, wenn jemand Hilfe brauchte. Selbst dann nicht, wenn, wie in diesem Fall, eine Frau von der Straße hereingebracht wurde, eine Frau, von der man nichts wusste, die weder Geld noch Papiere bei sich hatte. Es galt ein Leben zu retten, oder auch zwei, obgleich für das Kind wenig Hoffnung zu bestehen schien.
Ulrike Steiner, seit einiger Zeit als Laborantin in der Prof.-Kayser-Klinik tätig, nahm die Blutgruppenbestimmung eilends vor. Die Patientin hatte die Blutgruppe Null, und während alles für eine operative Entbindung bereit gemacht worden war, wurde auch schon die Blutkonserve herbeigeschafft.
»Wenn Kinder Kinder kriegen«, murmelte Dr. Petersen. Dahinter blieb das Fragezeichen. Aber diese Patientin war schätzungsweise achtzehn Jahre, wenn nicht jünger, und das Kind war nicht lebensfähig.
Auch ihr Leben hing an einem hauchdünnen Faden, aber es wurde alles getan, um es zu erhalten. Die Fremde wurde auf die Intensivstation gebracht.
In dem auf das Modernste ausgestatteten Labor ging Ulrike Steiner ihren Pflichten nach. Sie war einundzwanzig Jahre jung und