
71 – Sie liebt, doch er ist nicht frei
»Schwester Marietta!«, rief Dr. Leon Laurin leise hinter der schlanken Krankenschwester her, die sich auf dem Absatz umdrehte und stehenblieb.
»Oh, Herr Doktor, Sie sind noch im Haus?« Ein Lächeln zeigte, dass sie sich freute, ihn zu treffen.
Marietta Feldmann war eben gekommen, um ihren Nachtdienst in der Prof.-Kayser-Klinik anzutreten, und nur in Ausnahmefällen war dann der Chefarzt Dr. Laurin noch anwesend.
»Ich hätte gern mit Ihnen gesprochen. Schwester Marie weiß schon Bescheid. Sie bleibt noch.«
Sie folgte ihm ins Chefzimmer.
Dr. Laurin kannte sie schon lange. Vor zehn Jahren hatte sie an der Prof.-Kayser-Klinik als Lernschwester angefangen, weil der frühe Tod ihres Vaters ihr geplantes Medizinstudium verhinderte. Sie musste für die Mutter und den jüngeren Bruder sorgen.
Dann hatte es sich ergeben, dass sie mehrere Jahre bei bester Bezahlung als Kinderschwester die Zwillinge des bekannten Wissenschaftlers Jan Kollander betreute.
Warum sie diese Stellung dann Hals über Kopf aufgegeben hatte, konnte Dr. Laurin nur ahnen, denn Sibylle Kollander hatte die Zwillinge in der Prof.-Kayser-Klinik zur Welt gebracht, und er hatte sie als eine reichlich exzentrische Frau kennengelernt.
Er wollte jetzt seine Gedanken nicht zu weit abschweifen lassen. Jedenfalls hatte es sich ergeben, dass Marietta von einer entfernten Verwandten ein kleines Vermögen erbte, und sie hatte dann doch noch das Medizinstudium begonnen. Nebenbei verdiente sie sich noch etwas als Nachtschwester in der Prof.-Kayser-Klinik dazu. Daher waren sie immer in Verbindung geblieben.
Dr. Laurin rückte nun endlich mit der Sprache heraus.
»In ein paar Tagen beginnen doch die Semesterferien, Marietta, und da Schwester Otti in Urlaub geht, wollte ich Sie fragen, ob