
158 – Nie mehr im Rollstuhl?
»Das wäre es für heute«, sagte der Rechtsanwalt Dr. Jochen Forster zu seiner Sekretärin. »Sie können heimgehen, Anke.«
Das Mädchen sah ihn überrascht an. Es war gerade erst halb vier Uhr. Ihm aber fiel in diesem Augenblick auf, dass sie sehr blass aussah.
Die vertrauliche Anrede »Anke« durfte er sich erlauben. Sie war seit vier Jahren bei ihm. Gleich nach der Handelsschule war sie zur Ausbildung als Anwaltsgehilfin zu ihm gekommen, und sie hatte sich als überdurchschnittlich begabt für diesen Beruf gezeigt. Dr. Jochen Forster hatte sich bereits, obwohl erst zweiunddreißig Jahre, einen sehr guten Ruf als Patentanwalt erworben.
»Fehlt Ihnen etwas?«, erkundigte er sich nun besorgt.
»Nein, nein, es ist wohl nur der Föhn, der mir zu schaffen macht«, erwiderte Anke verlegen.
»Dann können Sie sich ja ausruhen«, erwiderte er geistesabwesend, denn er war selbst mit seinen eigenen Beschwerden beschäftigt. Anke hatte schon längst bemerkt, dass er sich beim Gehen schwer tat und das rechte Bein nachschleppte. Aber sie wagte nicht, ihm eine diesbezügliche Frage zu stellen.
Freundlich verabschiedete sich Dr. Forster von ihr und wünschte ihr ein erholsames Wochenende.
Aber er sollte sie schon eine Stunde später nochmals sehen – an einem Platz, wo er sie gewiss nicht erwartet hätte. Er sah sie nämlich, als sie die Prof.-Kayser-Klinik betrat, und da war er recht froh, dass sie ihn nicht bemerkte.
Er war bei Dr. Eckart Sternberg, dem Chefarzt der Chirurgischen Abteilung der Prof.-Kayser-Klinik, zu einer Untersuchung bestellt. Was aber machte Anke Moeller hier? Besuchte sie jemanden, oder nutzte sie die unerwartete Freizeit, um einen Arzt aufzusuchen?