
150 – Zwei, die Hilfe brauchen
»Es ist mein letztes Wort!«, schrie Klaus Brinkmann seine Frau an. »Andreas wird nicht operiert! Ich dulde nicht, dass er fremdes Blut bekommt! Wenn unsere Gebete nicht erhört werden, ist es Gottes Wille, wenn er ihn zu sich nimmt!«
Pamela Brinkmann suchte nach einem Halt. Sie rang nach Worten, aber sie brachte keinen Laut über die Lippen. Sie war jetzt wie gelähmt.
Wie kann ein Mensch nur so verlogen sein?, dachte sie voller Bitterkeit. Aber dieser Mensch war ihr Ehemann – und der Vater ihres kranken Sohnes. Er wollte eher das Kind zum Sterben verdammen, als den Vorschriften seiner Überzeugung zuwider zu handeln.
Nur mühsam konnte Pamela ihre Fassung zurückgewinnen. Erst als sie sein Auto wegfahren hörte, kam wieder Leben in ihren Körper. Sie kleidete sich an und fuhr zur Prof.-Kayser-Klinik. Sie wusste sich nicht mehr zu helfen und wollte in ihrer Verzweiflung Rat bei Dr. Laurin suchen. Er war der Einzige, dem sie vertraute, und wohl auch der Einzige, der ihre Situation verstand.
Moni Hillenberg sah sie erstaunt an, als sie im Vorzimmer des Klinikchefs erschien.
»Frau Brinkmann, Sie haben sich gar nicht angemeldet«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob Dr. Laurin Zeit hat. Eine Geburt steht an, und der Chef wollte dabei sein.«
»Es ist dringend, Moni. Ich werde ihn nicht lange aufhalten. Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Bitte, fragen Sie ihn, ob er ein paar Minuten Zeit hat.«
Moni sah es der anderen an, dass sie verstört war. Pamela Brinkmann war eine sehr sensible Frau. Die Geburt ihres Sohnes war mit Komplikationen