
147 – Reiten war ihr Leben
Die Familie Laurin weilte wieder einmal bei Clemens Bennet zu Gast. Man hatte einen Grund zum Feiern, denn der bekannte Musikproduzent und Pferdenarr hatte die bildschöne zweijährige Stute Miranda erworben, auf die er schon spekuliert hatte, seit sie von ihrer berühmten Mutter Ophelia zur Welt gebracht worden war.
Ophelia, im Besitz des Fürsten Trassenstein, war unverkäuflich, und auch von Miranda hatte er sich nur schwer zu trennen vermocht. Es hieß offiziell, dass der Fürst seinem guten Freund Clemens eine ganz besondere Geburtstagsfreude bereiten wollte, doch niemand ahnte, wie teuer diese Freude Clemens Bennet zu stehen kam. Nun, er hatte das Geld, und der Fürst brauchte es. Der Verkauf war auf beiden Seiten sehr diskret abgewickelt worden.
Selbst Irmela Kaufmann, die das Gestüt des Fürsten betreute, ahnte nichts von dem Verkauf. Sie meinte nur, es sei ein etwas zu großartiges Geburtstagsgeschenk. Vor allem schmerzte es sie, sich von der schönen Miranda trennen zu müssen.
Irmela hatte die junge Stute selbst zum Gestüt von Clemens Bennet transportiert, und für den war es selbstverständlich, dass die junge Frau als Gast blieb. So lernte Dr. Leon Laurin diese recht eigenwillige Dame kennen.
Irmela war fünfundzwanzig, doch man sah ihr dieses Alter nicht an. Von schmaler, knabenhafter Gestalt, mit kurz geschnittenem, naturgelockten Haar wirkte sie in der Reitkleidung wirklich eher wie ein Junge, dazu sehr reserviert. Selbst die Kinder, die natürlich auch anwesend waren an diesem schönen, sonnigen Nachmittag im Frühherbst, konnten sie nicht aus der Reserve locken.
»Sie interessiert sich nur für Pferde«, sagte Dagmar Petersen mit leichtem Spott