
141 – Wir müssen vergessen – und verzeihen
Dr. Leon Laurin machte sich ein paar Notizen, während sich die Patientin wieder ankleidete. Sie zupfte sich das blonde Haar zurecht, als er sich jetzt wieder zu ihr umwandte. Der Arzt wich dem herausfordernden Blick der grüngrauen Augen nicht aus.
Denise Felting war eine sehr schöne und verführerische Frau. Sie spielte ihre Wirkung auf Männer gern aus, und bei ihm hatte sie das auch versucht.
Leon Laurin gehörte zu den wenigen, die ihr Geburtsdatum kannten, und so ahnte er, dass ihr Lächeln schwinden würde, wenn er ihr gleich das sagte, was sie sicher nicht erwartete.
»Ich warte«, sagte sie anzüglich. »Welche Diagnose bekomme ich zu hören? Ich will es genau wissen.« Ihre Stimme war rauchig und sehr sexy – so wie die ganze Frau, trotz ihrer über vierzig Jahre.
»Sie können es sich nicht denken?«, fragte er.
»Was soll ich denken?« Ihre Stimme klang jetzt unsicher, und ihre Augen begannen zu flackern.
»Sie sind schwanger, Frau Felting.«
Sie richtete sich steil auf und starrte ihn entsetzt an. Alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen, und ihre Lippen zitterten.
»Das kann nicht wahr sein!«, stieß sie hervor.
»Es ist eine sichere Diagnose. Sie befinden sich im zweiten Monat. Aber wenn Sie mir nicht glauben, konsultieren Sie bitte einen anderen Arzt. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass Ihr Mann sich sehr freuen wird.«
Denise war seit fünf Jahren mit Frederic Felting verheiratet. Für ihn war es die zweite Ehe. Seine erste Frau war gestorben, als die einzige Tochter acht Jahre alt war.
Frederic war zwölf Jahre älter als Denise, und Beatrice war inzwischen