
140 – Auf einem Ärztekongress in Lugano
In der Prof.-Kayser-Klinik herrschte Freude wie schon seit Langem nicht mehr.
Eine Frau, über deren Gesundheitszustand sich Dr. Laurin sehr viele Sorgen gemacht hatte, sodass er ihr während der ersten Vorsorgeuntersuchung sogar schon den Vorschlag machen wollte, die seit zwei Monaten bestehende Schwangerschaft abzubrechen, hatte ein gesundes Kind zur Welt gebracht, ein Mädchen.
»Es kommt eben immer darauf an«, sagte Schwester Marie, nachdem Mutter und Kind versorgt waren, »ob ein Mensch sich auf etwas freut oder nicht. Diese Frau hat sich auf ihr Kind so sehr gefreut, dass ihr Körper ganz darauf eingestellt war und reibungslos funktioniert hat. Wir haben ja auch schon andere Beispiele erlebt.«
»Stimmt«, nickte Dr. Laurin, denn Schwester Marie hatte recht.
Sie hätte schon in den Ruhestand gehen können, was man ihr nicht ansah, sie sah gut aus und war forsch und immer heiter. Von Ruhestand wollte sie nichts wissen.
»Wenn ich mal nicht mehr in der Klinik bin, klappt hier überhaupt nichts mehr«, behauptete sie immer wieder.
Schwester Marie war der gute Geist des Hauses. Immer war sie zur Stelle, wenn sie gebraucht wurde, und oft war sie auch schon da, wenn noch niemand ahnte, dass man sie benötigen würde. Irgendwie hatte sie einen todsicheren Instinkt, der sie so unentbehrlich machte. Sie wusste stets einen guten Rat, und Dr. Laurin, der sich von ihr während seiner Sprechstunden assistieren ließ, konnte sich gar nicht vorstellen, ohne ihre Mitarbeit auskommen zu müssen.
»Stimmt«, sagte Dr. Rasmus, der bei der schwierigen Geburt dabeigewesen war, »es kommt immer darauf an, ob eine Frau sich auf ein