
129 – Er gab seiner Mutter ein Versprechen
Als Henrik Paulsen seine Mutter in die Prof.-Kayser-Klinik brachte, war er von bangen Ahnungen erfüllt. Er war selbst Arzt, wenn auch gerade erst fertig geworden mit dem Studium. Und wenn es um die eigene Mutter ging, verschloss man gern die Augen vor Symptomen, denen man sonst sehr ernste Bedeutung beimaß. Aber Henrik wollte sichergehen.
Er setzte seine ganze Hoffnung auf Dr. Laurin. Vor Tagen hatte er schon ein langes Gespräch mit ihm geführt, und so war Dr. Leon Laurin auf die neue Patientin vorbereitet.
Er kannte Gisela Paulsen noch nicht persönlich. Sie lebte in der Nähe von Stuttgart, und Henrik hatte sie nur schwer dazu überreden können, sich in der Prof.-Kayser-Klinik untersuchen zu lassen.
»Was du nur hast«, hatte sie immer wieder gesagt, »die Beschwerden kommen und gehen. Ich bin eben noch in den Wechseljahren. Du machst dir viel zu viele Gedanken.«
Sie schwor auf ihren Hausarzt, und der hatte ihr gesagt, dass ihr nichts Ernsthaftes fehle. Es wären nur Abnutzungserscheinungen und rheumatische Schübe.
Henrik hatte sich nicht mit ihm anlegen wollen. Er hatte seiner Mutter aber sehr eindringlich gesagt, dass man mit dreiundfünfzig Jahren so schmerzhafte Abnutzungserscheinungen noch nicht haben dürfe und er davon auch nicht überzeugt sei.
Als sie ihm dann auch noch zögernd eingestand, dass sie sich vor den Vorsorgeuntersuchungen gedrückt hätte, waren seine Befürchtungen noch stärker geworden.
»Du kannst mir jetzt doch auch was gegen die Schmerzen verschreiben, da du nun deinen Doktor hast«, sagte sie bestimmt.
»Dann müsstest du dich erst von mir untersuchen lassen, Mutti«, hatte er erklärt, aber sie hatte heftig