
107 – Gefangen in tiefster Nacht
Sabine Holsten sah Dr. Laurin mit leuchtenden Augen an. »Ich freue mich so sehr, Herr Doktor«, sagte sie mit schwingender Stimme. »Und wie sehr wird sich mein
Mann erst freuen, wenn er morgen von seiner Geschäftsreise zurückkommt.«
»Das glaube ich gern.« Der Klinikchef lächelte. »Wir sehen uns Anfang der Woche, wenn ich alle Befunde habe, dann bekommen Sie Ihren Mutterpass, und alles wird ganz genau eingetragen.«
Er blickte ihr noch nach, als sie mit leichten Schritten dem Ausgang zustrebte – mittelgroß, zierlich und sehr graziös. Eine glückliche Frau, dachte er.
Ja, Sabine Holsten war eine glückliche junge Frau. Seit zwei Jahren war sie mit dem Architekten Jan Holsten verheiratet, mit dem Mann ihrer Träume, der ihrem mädchenhaften Zauber nicht hatte widerstehen können, obwohl er alles andere im Kopf hatte zu dieser Zeit als Frauen und die Liebe. Er arbeitete an einem riesigen Projekt, aber er konnte Sabine nicht übersehen, denn ihr Vater war sein Auftraggeber.
Der mächtige Magnus Storck hatte allerdings auch alles andere im Sinn gehabt, als seine hübsche Tochter unter die Haube zu bringen, denn er war nicht bei bester Gesundheit.
Der Stress hatte ihn aufgezehrt, sein Herz wollte nicht mehr, und bevor das große Verwaltungsgebäude fertig war, starb er an einem Herzinfarkt. Für die, die ihm nahestanden – und auch für die Ärzte – kam das nicht unerwartet. Für seine Frau Katharina und für seine Tochter Sabine war es ein schwerer Schlag. Sein jüngerer Bruder Hans Georg übernahm die Leitung der Firma, er verstand sich ausgezeichnet mit Jan.
Dr. Laurin wusste das alles, da