
100 – Mitleid ist nicht Liebe, Kollegin
Chirurgenkongress in München!
Aus aller Welt kamen sie, um Erfahrungen auszutauschen und möglichst auch neue zu sammeln. Manche kamen aber auch, um endlich einmal ihrem Klinikalltag zu entfliehen und sich in München zu amüsieren, andere, um alte Freunde wiederzutreffen.
Für Dr. Robertina Ahrend war es ein lang ersehntes Wiedersehen mit ihrer Heimatstadt. Sie war vier Jahre in einem Hospital in Kolumbien gewesen. Jetzt war sie froh, wieder in der Heimat zu sein.
Robertina Ahrend war dreißig Jahre alt und eine attraktive Frau, schön wohl deshalb zu nennen, weil ihr Gesicht, von harten Jahren geprägt, eine ganz besondere Ausdruckskraft hatte. Schöne graugrüne Augen, umgeben von einem Kranz dichter schwarzer Wimpern, verstärkten den geheimnisvollen Zauber dieses Antlitzes, und es war nicht verwunderlich, dass ihr viele und oft begehrliche Blicke folgten.
Robertina hatte noch kein bekanntes Gesicht gesehen und fragte sich schon, ob sich die Kollegen denn gar so verändert hatten seit der Studienzeit oder ob gar keiner von ihnen gekommen war. Doch plötzlich entdeckte sie Dr. Eckart Sternberg. Er war zwar kein Studienfreund, aber sie kannte ihn recht gut. Schließlich hatte sie ein paar Wochen an der Prof.-Kayser-Klinik gearbeitet, bevor sie nach Kolumbien gegangen war.
Dr. Sternberg erkannte sie sofort. Er sprach gerade mit einem Kollegen, aber als er Robertina kommen sah, weiteten sich seine Augen.
Er verabschiedete sich von seinem Gegenüber und kam dann schnell ein paar Schritte auf sie zu.
»Robertina, welche Freude, Sie zu sehen!«, sagte er herzlich. »Ich wusste gar nicht, dass Sie zurück sind.«
»Ich bin ja auch vor kaum mehr als einer Woche wieder