
8 – Künstler unter sich
»Ja, habt ihr denn schon diesen eigenartigen Wagen bemerkt, der seit Stunden drüben beim Herrn Pfarrer steht?« Die alte Ederin wies auf den gegenüberliegenden Parkplatz, und die Damen in Fanny Lechners Lebensmittelgeschäft reckten interessiert die Hälse. »Hat man hier so was schon gesehen!«
»Hübsch, nicht wahr?« Traudel, die gute Seele des Doktorhauses, guckte ganz unschuldig zwischen den Packungen mit verschiedenen Müslis hervor. »Bissl altmodisch und gemütlich. Ist halt mal etwas anderes, gell?«
»Na, ich weiß nicht recht.« Frau Eder rückte ihre Brille zurecht und musterte unschlüssig die gegenüber liegende Straßenseite. »Schaut so ein Auto aus?«
Das Gefährt, über das man sich angeregt unterhielt, unterschied sich wirklich sehr von den anderen Wagen, die auf dem Parkplatz standen. Es ließ sich nicht genau sagen, ob es ein Wohnwagen, ein Wohnmobil oder einer dieser wunderschönen, alten Wagen war, mit denen früher die Landfahrer unterwegs gewesen waren. Irgendwie schien es eine Mischung aus allem zu sein.
Seine hölzernen Außenwände waren zu silbrigem Grau verwittert, die unterteilten Fenster und die hübsche alte Tür in einem warmen, dunklen Grün gestrichen und soweit man es mit prüfenden Blicken durch die Fenster beurteilen konnte, verfügte er über einen sehr individuell gestalteten Innenraum.
Dieser Wagen schien als Werkstatt und gleichzeitig auch als Wohnung zu dienen. Derjenige, der ihn so gestaltet hatte, musste nicht nur einen guten Geschmack haben, sondern auch das Bedürfnis, sich bei der Arbeit in einer angenehmen Atmosphäre aufzuhalten.
»Wem der wohl gehören mag?«, fragte Afra in die Runde.
»Einem Bekannten vom jungen Doktor«, antwortete Traudel beiläufig. »Fanny, wann bekommst du denn die nächste