
58 – Frida in Verruf
Frida stellte ihren Rucksack ab, in dem sie alles untergebracht hatte, was sie auf ihrer Reise brauchte. Sie setzte sich auf den Rand des alten steinernen Brunnens, der auf dem Marktplatz von Bergmoosbach stand, und schaute auf den goldenen Wetterhahn, der auf dem Turm des imposanten Rathauses thronte.
Nach allem, was sie im Internet über das Dorf am Fuße der Allgäuer Alpen hatte lesen können, schien es ein idyllisches Fleckchen Erde, in dem sich Einheimische und Urlaubsgäste gleichermaßen wohlfühlten. Aber Frida war nicht wegen der Idylle nach Bergmoosbach gekommen. Sie war hier, um die Antwort auf ein Familiengeheimnis zu finden, auf das sie vor Kurzem gestoßen war.
Vor drei Wochen war sie in Trondheim in den Zug gestiegen, war durch Schweden und Dänemark gereist und schließlich von Flensburg aus mit der Bahn nach München gefahren. Sie hatte sich die Stadt angesehen und sich in einer Jugendherberge einquartiert, so wie sie es auf ihren Reisen immer tat. Solange sie nur für sich allein verantwortlich war, brauchte sie einfach nur ein Bett zum Schlafen.
Später, wenn ich einmal Familie habe, werde ich mehr auf Bequemlichkeit achten, dachte sie, während sie einer jungen Frau nachschaute, die mit drei Kindern über den Marktplatz spazierte. Einem kleinen Jungen in einem Tragetuch und einem Mädchen und einem Jungen im Grundschulalter, die munter plappernd um sie herumsprangen. Da beide ungefähr gleich groß waren und in ihren roten Latzhosen und weißen T-Shirts gleich angezogen waren, ging Frida davon aus, dass sie Zwillinge waren.
»Heißt du vielleicht Esmeralda?«, fragte das kleine Mädchen, das