
23 – Was geschah in Las Vegas?
»Der Tag kam mir heute endlos lang vor«, seufzte Corinna Höfner und schlüpfte aus den Ballerinas, die am Morgen noch ganz bequem waren. Jetzt, nach beinahe zehn Stunden hinter dem Tresen der Bäckerei, erschienen sie ihr zwei Nummern zu klein. Nachdem sie den Laden geschlossen hatte, war sie in das Café nebenan gegangen. Sie hatte sich an einen der freien Tische gesetzt, die unter der schattenspendenden Krone der alten Kastanie standen.
»Deshalb ist es gut, dass du ein paar Tage frei hast.« Ihr Bruder Henning, dem das Café gehörte, brachte ihr eine Eisschokolade und setzte sich zu ihr. Auch das Café würde in einer halben Stunde schließen, und die meisten Gäste waren bereits gegangen.
»Hoffentlich wird es den Eltern nicht zu viel, wenn sie alles allein stemmen müssen.«
»Mach dir darüber mal keine Sorgen. Sie schaffen das schon. Du wirst auf jeden Fall frei nehmen. Du hast die Eltern in ihrem Urlaub vertreten, jetzt bist du dran.«
»Was mache ich denn mit dieser ganzen Freizeit?«
»Vielleicht gehst du einfach mal aus, lernst einen netten jungen Mann kennen.«
»Kein Interesse.«
»Geh, du bist doch noch jung. Gönn dir ein bissel Spaß, Herzl.« Ursel, die ältere Bedienung mit dem freundlichen runden Gesicht, kam an ihren Tisch. Die letzten Gäste, zwei kräftige Männer in den roten Anzügen einer Münchner Spedition, hatten das Café verlassen.
»Ich denke, ich werde einfach nur lange schlafen, auf dem Balkon sitzen und lesen.«
»Vielleicht kommt’s auch anders.«
»Wie meinst du das, Ursel?«, fragte Corinna, als Ursel auf einmal ganz geheimnisvoll dreinschaute.
»Ich hab was gehört«, entgegnete sie schmunzelnd und