
22 – Gemeinsam schaffen wir es
»Mami, sind wir bald da?« Zum wievielten Mal auf der Fahrt hatte ihre Tochter diese Frage gestellt?
Gabriele von Straaden warf der Kleinen im Rückspiegel einen zärtlichen Blick zu. Wie schmal und blass das Kind aussah! »Ja, jetzt sind wir bald da, es dauert keine halbe Stunde mehr. Bist du sehr müde, mein Schatz?«
»Nö, das geht schon, ich habe vorhin ein bisschen geschlafen«, antwortete Amélie. »Ich freu mich so auf den Brunnenhof! Du hast gesagt, deine Freundin hat viele Kinder? Aber die sind doch schon groß, glaubst du, dass sie noch mit mir spielen?«
»Der jüngste Sohn Dominik ist neun Jahre alt, genau wie du«, beruhigte Gabriele ihre Tochter. »Und stell dir das Gestüt Brunnenhof vor mit seinen Tieren, den Gärten und der Landwirtschaft! Da werden zwei Kinder, die Schulferien haben, bestimmt viele Möglichkeiten zum Spielen finden. Die größeren Geschwister sind auch da, und es kommen Kinder zum Reiten. Du musst bestimmt nicht allein sein.« Sie warf wieder einen Blick in den Rückspiegel und sah, dass Amélie ihr heiß geliebtes Stoffkaninchen Emma im Arm hielt und gedankenverloren Emmas seidige Plüschohren streichelte. Der Blick ihrer dunklen Augen, der früher trotz allem so strahlend und lebendig sein konnte, war jetzt ausdruckslos in die Ferne gerichtet.
Gabriele unterdrückte einen Seufzer. Sie wusste, dass sie manchmal wie eine viel zu besorgte Gluckenmutter klang, aber das konnte sie nicht ändern. Wie sehr wünschte sie für ihre Tochter, dass sie eine schöne Urlaubszeit hatte, in der sie wieder das fröhliche Kind von früher sein konnte! Dass der unheimliche Husten,