Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen.
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.

287 – Vom Himmel gefallen – im Schloss gelandet!
Nr.: 287
Veröffentlichung: 28. Dezember 2021
Erscheinungsweise: alle 2 Wochen
Seitanzahl: 100
Autor: Viola Maybach
Artikel-Nr.: 9783740988562
»Du musst etwas essen, Leon«, sagte Agnes Wehrhahn. Sie stand in der offenen Tür des Zimmers, das sie nach kurzem Klopfen betreten hatte. Andere Angestellte des Fürsten Alexander von Lohenfels hätten sich ein solches Verhalten seinem sechzehnjährigen Sohn gegenüber niemals erlaubt, aber Agnes kam eine Sonderrolle zu, stand sie doch bereits seit dreißig Jahren in Diensten der Fürstenfamilie. Lange Zeit hatte sie auch Leons Vater Alexander geduzt, schließlich war der erst acht gewesen, als die damals zweiundzwanzigjährige Agnes sich bei seinen Eltern um die Stelle der Erzieherin ihres Sohnes beworben hatte und sofort eingestellt worden war. Mit der Zeit waren ihre Aufgaben vielfältiger geworden. Heute war sie Diejenige, die den fürstlichen Haushalt organisierte und die anderen Angestellten befehligte. ›Hausdame‹ wurde sie manchmal genannt. Ihr waren solche Bezeichnungen gleichgültig. Wer sie fragte, was sie beruflich machte, bekam zur Antwort: »Ich arbeite beim Fürsten.« Leon saß nicht an seinem Laptop, wie Agnes eigentlich erwartet hatte, sondern er hatte auf seinem Bett gelegen und gelesen. Als Agnes ins Zimmer gekommen war, hatte er sein Buch sofort beiseite gelegt und war aufgestanden. Er war ein sehr gut erzogener Junge. »Kommst du nach unten oder soll ich dir etwas aufs Zimmer bringen lassen?« »Ich habe keinen Hunger, Agnes.« »Das mag sein, aber du wirst trotzdem etwas essen.« Er versuchte zu lächeln, und Agnes bekam Gänsehaut. Seit seine Mutter vor beinahe zehn Jahren gestorben war, war Leon der traurigste und einsamste Junge auf diesem Planeten. Er lächelte eigentlich nie mehr, nur Agnes zuliebe versuchte er es gelegentlich noch. Sie hätte ihn dann am liebsten in die Arme genommen, und manchmal tat sie es auch, aber im Grunde brauchte er eine solche Umarmung nicht von ihr, sondern von seinem Vater, von Fürst Alexander.