
148 – Ein Herz für Theodora
»Herr Hagedorn«, sagte Baron Friedrich von Kant, als er bemerkte, dass der alte Butler noch immer an der Tür stand, nachdem er ihm seinen Tee serviert hatte, »haben Sie etwas auf dem Herzen?«
»Ja, in der Tat, Herr Baron, es gäbe etwas, worüber ich gern mit Ihnen und der Frau Baronin sprechen würde«, erwiderte Eberhard Hagedorn. Er versah schon seit vielen Jahren auf Schloss Sternberg seinen Dienst, und nicht nur die Schlossbewohner hielten ihn für den perfekten Butler schlechthin, sondern auch ihre Gäste. »Aber ich sehe ja, wie viel Sie zu tun haben, vielleicht sollte ich Ihnen mein Anliegen lieber zu einem anderen Zeitpunkt vortragen.«
»Unsinn, ich habe Zeit genug«, widersprach Baron Friedrich. Er war ein groß gewachsener Mann mit dichten braunen Haaren und einem freundlichen, offenen Gesicht. »Also, worum geht es?«
Noch immer zögerte Eberhard Hagedorn, aber da die Augen des Barons erwartungsvoll auf ihn gerichtet waren, antwortete er schließlich. »Ein alter Schulfreund hat überraschend Kontakt mit mir aufgenommen«, berichtete er. »Wir waren früher sehr enge Freunde, aber später haben wir uns ein wenig aus den Augen verloren, zumal mein Freund ins Ausland gegangen ist. Er hat als Ingenieur überall auf der Welt gearbeitet und war immer nur zu kürzeren Besuchen in Deutschland. Ab und zu hat er mir eine Karte geschrieben, aber gesehen haben wir uns seit vielen Jahren nicht mehr.«
»Und jetzt kommt er, und Sie würden ihn gern treffen«, warf Baron Friedrich ein.
»Ja«, bestätigte Eberhard Hagedorn. »Er hat Krebs.«
»Das tut mir leid, Herr Hagedorn, auch für Sie.«
Der alte Butler nickte.