
138 – Ein toller Typ
»Ist mein Opa nicht da?«, fragte Lena Carsten, als sie außer Atem die Küche der geräumigen Wohnung betrat.
Sie zog die Mütze vom Kopf, mit der sie sich gegen die strenge Kälte, die schon seit Wochen herrschte, zu schützen versucht hatte. Strubbelige kurze hellblonde Haare kamen zum Vorschein. Lenas Wangen waren gerötet, die schönen braunen Augen blickten besorgt. Lena war eine bildhübsche junge Frau von achtundzwanzig Jahren, aber in diesem Moment sah sie keinen Tag älter als zwanzig aus. »Ich kann ihn nirgends finden. Er wusste aber, dass ich kommen wollte.«
Oliver Brehme, der dabei war, sauberes Geschirr aus der Spülmaschine in die Schränke zu räumen, grinste breit. Er war ein massiger Mann in Jeans und kariertem Hemd, das ihm wie immer halb aus der Hose hing. In seinem Gesicht fielen zuerst die klugen blauen Augen auf, die meistens freundlich in die Welt blickten. Lena freute sich jedes Mal, wenn Oliver Dienst hatte. Von allen Pflegern, die die Seniorenwohngemeinschaft betreuten, in der ihr Großvater seit einiger Zeit lebte, mochte sie ihn am liebsten.
»Emil ist im Garten«, antwortete er. »Er hat was von frischer Luft erzählt, die er dringend braucht, und ich habe so getan, als glaubte ich ihm das. Er wäre nämlich sehr enttäuscht, wenn ich gesagt hätte: Qualm ruhig eine, Emil.«
»Er wird sich das Rauchen nicht mehr abgewöhnen, schätze ich«, seufzte Lena.
»Muss er auch nicht. Er ist fast achtzig Jahre alt geworden mit seiner Qualmerei, und er sitzt nicht deshalb im Rollstuhl, sondern weil ihn jemand angefahren hat. Lass ihn rauchen,