
131 – Freund oder Feind?
Der Brief eines Anwalts trifft auf Sternberg ein: Etwas
Ungeheuerliches wird darin behauptet: Der verstorbene Fürst
Leopold habe aus einer außerehelichen Beziehung einen Sohn
gehabt. Die Aufregung im Schloss ist groß. Christian, der kleine Fürst, ist außer sich vor Kummer. Der Charakter seines Vaters
wird auf einmal entscheidend in Frage gestellt. Den kleinen
Fürst beschleicht ein schlimmer Verdacht. Dieses einschneidende Ereignis wird uns alle längere Zeit beschäftigen. Die Affäre von
Fürst Leopold erschüttert Schloss Sternberg in seinen Grundfesten. Wie wird der kleine Fürst daraus hervorgehen?
Es war totenstill im blauen Salon von Schloss Sternberg. Christian von Sternberg, der kleine Fürst, war soeben erst von einem Besuch auf dem Familienfriedhof zurückgekehrt, auf dem seit dem letzten Jahr seine Eltern begraben lagen. Er besuchte sie jeden Tag, ›sprach‹ in Gedanken mit ihnen und versuchte auf diese Weise, den schrecklichen Verlust zu verarbeiten. Er war fünfzehn Jahre alt und hatte schon mehr Leid erlebt als mancher andere im ganzen Leben.
Aber es schien noch immer nicht genug zu sein, denn vor Kurzem war ein neues Unglück über Sternberg hereingebrochen: Christians verstorbenem Vater, dem Fürsten Leopold von Sternberg, wurde eine Affäre mit Folgen nachgesagt. Angeblich hatte Christian einen älteren Halbbruder. Dessen Mutter war eine Frau namens Corinna Roeder, die in einem Brief behauptet hatte, zu einer Zeit, da die junge Ehe des Fürsten noch kinderlos war, habe sie eine Liebesbeziehung mit Leopold begonnen, aus der schließlich ihr heute siebzehnjähriger Sohn hervorgegangen sei. Sie hatte ferner geschrieben, es gehe ihr nur um dessen Zukunft, weitere Forderungen werde sie nicht stellen. Sie sehe sich